Turmansicht aus Fussgängerperspektive
Das Projekt «Regula» sieht vor zur 500Jahr Feier der Reformation in Zürich einen begehbaren Turm an der Stelle, wo einst der zweite Turm des Fraumünsters stand, für eine gewisse Zeit zu errichten.
Im Fokus steht die letzte Fürstäbtissin Katharina von Zimmern. Die einflussreiche, aus hochadeliger Familie stammende Frau verzichtete 1524 auf ihr Amt und übergab die Fraumünsterabtei der Stadt. Damit ermöglichte sie die Reformation in Zürich ohne Bürgerkrieg. Ihr selbstloses und weitsichtiges Handeln soll durch das Projekt sichtbar werden.
Die kunstsinnige, gebildete Äbtissin, die dem Konvent ab 1496 vorstand, veranlasste den Neubau und die reiche Ausstattung des «Äbtissinenhofes», dessen winkelförmiger Hauptbau im Südosten an die älteren Klostergebäude anschloss. Als 1898 die Konventgebäude einem neuen Amtshaus weichen mussten, gelangten von Katharina von Zimmern in Auftrag gegebene Täferräume ins Landesmuseum, wo sie bis heute besichtigt werden können. Im sogenannten «Gastzimmer», vermutlich Privatgemach der Äbtissin, zieht eine reich verzierte Fenstersäule den Blick auf sich. Das Sandsteinkunstwerk von höchster Steinmetzqualität fasziniert durch geometrische, sich durchdringende Formen, verspielt wie abstrakt und von zeitloser Modernität. Seine künstlerische Qualität steht sinnbildlich für Reichtum und Macht der Fürstabtei, wie auch für das Selbstverständnis Katharinas von Zimmern.
Die facettierte Ausgestaltung dieses Kunstobjektes soll zum begehbaren Raum - zum Turm werden. Eine in der Spätgotik oft gesehene Spielerei. Überformung und Vergrösserung der Kleinstform steht für die Grösse und Wichtigkeit Katharina von Zimmerns und symbolisiert die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Präsenz von Frauen. Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen über Jahrhunderte viele Bereiche des öffentlichen Lebens verwehrt blieben.
Der Turm aus einem 50 Meter hohen mit transparenten Netzen bespannten Baugerüst, das die Basis des Südturms umschliesst und begehbar macht. Die markante Installation, inmitten Zürichs Altstadt, soll begehbar sein.
Temporärer Gerüstbau minimiert den Materialaufwand nachhaltig. Die abstrakte Formensprache des Turmes bezieht sich in Farbe und Gliederung auf die Umgebung, schafft aber einen attraktiven Kontrast.
Tagsüber bietet der Turm, begeh- und erlebbar, Raum für Veranstaltungen. Nachts wird er zur Projektionsfläche. Ein LED-Screen im mittleren Bereich, tagsüber durch das Netz kaschiert, strahlt sichtbar über die Stadt. Eine Projektionsfläche für Statements, interaktiv und mit wechselnden Inhalten: Was Frauen bewegt und was von Frauen bewegt wird.
Unser Statement: War Regula hier? - Eine Anspielung auf Katharina von Zimmern und ihre in historischen Quellen lückenhaft überlieferte Vergangenheit als Äbtissin und Mutter mit unehelichem Kind. Die Anregung zum Diskurs sensibler Themen, mehr über Katharina als Frau zu erfahren, Tabus zu hinterfragen.
Das Projekt will direkten Bezug zu Katharina von Zimmern nehmen, sich architektonisch den historischen Ort der Stadt einfügen und einen modernen, temporären, öffentlichen und partizipativen Raum schaffen. Der Turm soll ein Zeichen für die Wichtigkeit der Frauen in unserer Gesellschaft setzen,und Raum schaffen, um offen über Themen der Frauen in unserer Gesellschaft zu diskutieren. Ein Ort der Begegnung im Namen der Frau.